Gerade das Ewige Licht macht das Gotteshaus so traulich, stimmt durch seinen ruhigen, milden Schein zur Andacht. In katholischen und so manchen evangelischen Kirchen hat das »Ewige Licht« beim Altar seinen Platz. Solange das »Allerheiligste« im Tabernakel aufbewahrt wird, soll es nicht erlöschen. Daher sein Name.
Nach dem Gottesdienst am Gründonnerstagabend werden die Kirchen allen Schmuckes entkleidet. Der Tabernakel ist geleert und das »Ewige Licht« erlischt, bis in der Osternachtfeier der Auferstandene in der Eucharistie »seinen« Platz wieder eingenommen hat. So verherrlicht die »Ewige Lampe« den gegenwärtigen Sohn Gottes und trägt deshalb den Namen »Gotteslampe«.
Wenn wir zu Allerheiligen und Allerseelen auf dem Friedhof Grablichter aufstellen, sind wir von dem gleichen Wunsch geleitet: Denen, die wir zu Grabe getragen haben, soll das Licht die Hoffnung auf die Nähe und Wärme Gottes zum Ausdruck bringen; den Zurückgebliebenen gilt es als Symbol für die Ewigkeit. Und so trotzen die kleinen Grablichter, in Grablaternen geschützt, nicht nur dem Wind, der Kälte und der Dunkelheit, sondern auch dem Vergessen.
Jesus Christus ist das Licht, das in der Finsternis scheint und jeden Menschen erleuchtet (vgl. Joh. 1,9). »Gott von Gott – Licht vom Licht« beten wir im Credo. Um ihn zu symbolisieren, benutzen wir Kerzen, Altarkerzen, Taufkerzen, Osterkerzen und eben das »Ewige Licht«.
Das taten die Christen schon seit alters her. Im 4. Jahrhundert sah Epiphanius in einem christlichen Haus Dauerlicht brennen. Er war verwundert darüber und erfuhr, dass dies eine Kirche sei und das Licht zur Ehre Gottes brenne. Er fand die Geschichte so ungewöhnlich, dass er sich entschloss, sie schriftlich festzuhalten.
Erfunden haben die Christen diesen Brauch allerdings nicht. Schon Römer und Griechen nutzten Licht zur Ehrung ihrer Gottheiten. Und genau so verhält es sich mit dem siebenarmigen Leuchter der Juden im Tempel zu Jerusalem: Er sollte nie gelöscht werden; selbst dann, wenn die Tempeldiener ihn putzten und die Lichter auswechselten, musste immer wenigstens eine der Flammen brennen. Denn, so die Begründung, Gott begann die Erschaffung der Welt mit dem Satz: »Es werde Licht«, und Licht war deswegen im Bewusstsein der Menschen immer eng mit ihm verbunden.
Die Lichtgefäße waren aus besonders kostbarem Material, und als Brennmaterial diente reines Pflanzenöl. Diese Jahrhunderte alte Tradition lebt bis heute fort. Eine Vielfalt an Ewiglichtlampen, -ständern und -haltern aus hochwertigen Materialien, meist künstlerisch wertvoll, findet man in den Kirchen. In einem Glas oder einer Schale, meist rubinrot oder farblos, brennt das Öl oder eine Ewiglichtöl-Kerze.