Wenn die Seelen Trauer tragen

10. Loveparade-Gedenkaktion: 1.000 Lichte für Tote und Verletzte

Duisburg/Hamburg, 29, Juli 2020

Was als große Party begann, mündete in ein Desaster: Bei der Love-parade 2010 in Duisburg starben 21 junge Menschen, mehr als 650 wurden zum Teil verletzt. Zehn Jahre nach dem Unglück ist der Schmerz noch da.

Sie steht verhalten vor der großen, rostbraunen Gedenktafel, die Hände vor sich in den Schoß gelegt. Gabi M., ganz in schwarz, blickt stumm nach oben auf das Bild eines jungen Mannes, eines von 21 Fotos auf der Tafel, die dem Besucher der Gedenkstätte zeigen, wer hier am 24. Juli vor zehn Jahren auf der Duisburger Loveparade sein Leben ließ. Christian M., ein gutaussehender junger Mann, dem die Lebenslust ins Gesicht geschrieben steht, war ihr ganzes Glück. Gerade mal 25 Jahre war ihr Sohn, als er an diesem Tag im Straßentunnel, am einzigen Ausgang, der auf das Loveparade-Gelände führte, zu Tode kam – erdrückt von der Menge, die weder ein noch aus wusste und die die Panik ergriff.

Mit der inzwischen 62-jährigen Mutter aus dem westfälischen Hamm finden sich hier, am Vorabend des Gedenktages, noch weitere Angehörige der jungen Opfer ein. Auch ehemalige Besucher der Loveparade, die einst um ihr Leben kämpfen mussten, Helfer die damals Schlimmeres verhindert haben und andere Mittrauernde kamen auf dem todbringenden Kopfsteinpflaster zusammen, wenngleich weniger als in den Jahren zuvor.

Die Corona-Pandemie verwehrte etlichen Angehörigen die Einreise, zumeist aus Australien, China, Italien und Spanien. Die übrigen tauschen, wie jedes Jahr, gegenseitig ein paar tröstende Worte. Es ist die “Nacht der 1.000 Lichte” im Tunnel, ein Meer aus rötlich züngelnden Flämmchen, das der Grablichte- Hersteller “Aeterna” aus Hamburg mit der Trauerlicht-Spende seit Jahren zum Gedenken an die Katastrophe mit dem hiesigen Bürgerverein inszeniert.

“Der Tag ist und bleibt eine offene Wunde am Herzen der Stadt”, betrauerte einst die ehemalige nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Dass sie damit mehr als Recht behalten sollte, dafür sorgt auch die endgültige Einstellung des Strafverfahrens vor einigen Wochen – ohne einen Schuldigen ausfindig gemacht zu haben.

“Wir fragen uns, wie es mit dem Gedenken weitergehen kann”, äußert sich ein spanisches Elternpaar, das auch den Tod ihrer Tochter hier zu beklagen hat. Duisburg tut sich immer noch schwer, das ehemalige Loveparade-Gelände einer zeitgemäßen Nutzung zuzuführen. Die Zeit heilt vielleicht die Wunden, aber nicht jeder kann sie vergessen. Dessen sind sich die Stadtverantwortli- chen wohl bewusst und man beabsichtigt, ganz gleich was der Bebau- ungsplan für das ehemalige Bahngelände vorsehen wird, den Erhalt der Gedenkstätte einzubeziehen.

Gaby M. hat indes ihre eigene Form des Gedenkens gefunden: “Der Schmerz des Verlustes bleibt mir wohl für immer. Auch wenn Christian real nicht mehr da ist, ist er dennoch bei mir und schaut mir von oben zu, wenn ich mich an ihn, an unsere schöne gemeinsame Zeit erinnere.”

Die ganze Pressemitteilung können Sie am Ende der Galerie als PDF herunterladen/öffnen.

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