“Allerseelchen” – wenn das Leben geht, bevor es kommt

Man nennt sie zärtlich “Sternenkinder”: die kleinen Wesen, die vor, während oder kurz nach der Geburt schon ihr Leben verloren haben. In der Gesellschaft noch oft ein Tabu über das man kaum spricht, fand an Allerseelen eine Gedenkfeier auf dem Freiburger Hauptfriedhof statt. Dekan Robert Roth sprach tröstende Worte.

Klappernd dreht sich ein buntes Windrad auf dem Grab, darunter kleine, vom Wetter vergilbte Stoffbärchen. Auf einem anderen flattert ein riesiger Ballon-Marienkäfer am Kreuz gegen den Wind, als wolle er die hier bestattete Seele wieder zum Leben erwecken.

Beklemmung macht sich auf diesem Teil des Freiburger Hauptfriedhofs breit, auf dem Neugeborene und Kleinkinder ihre frühe Ruhestätte finden. Gleich nebenan liegen sie, in Urnen in einem Gemeinschaftsgrab anonym beigesetzt – die Sternenkinder, deutschlandweit mehr als 3.000 pro Jahr.

Bis 2013 bestand für Fehlgeburten unter 500 Gramm keine Bestattungspflicht und wurden oftmals unauffällig durch Kliniken entsorgt. Inzwischen findet ein Umdenken statt, nicht zuletzt durch eine Gesetzesänderung bestärkt: seitdem ist es Eltern möglich, ihren Sternenkindern einen Namen zu geben, sie beim Standesamt registrieren und beurkunden zu lassen.

Zurück bleiben alljährlich über 10.000 Angehörige, die für sich eine Antwort auf diesen Schock suchen, die oftmals dabei externen Beistand benötigen.

“Die Belastung der betroffenen Eltern ist in dem Fall meist extrem, über lange Zeit. Während der Schwangerschaft hat sich bei ihnen eine starke Bindung zu dem erhofften Kind aufgebaut, Zukunftspläne finden so ein jähes Ende. Es herrscht emotionaler Ausnahmezustand”, sagt Margarita Demmel, vor Jahren Selbstbetroffene.

Sie gründete zusammen mit anderen, die den Verlust zu verarbeiten hatten, die Initiative “Sternenkinder Freiburg”. Inzwischen sind sie und andere Engagierte eine in der Region bekannte Anlaufstelle für verzweifelte Eltern.

“Zwei, drei Anfragen erreichen uns wöchentlich per Mail oder Telefon, aus denen sich persönliche Gespräche ergeben”, schildert Demmel, “das Wichtigste für die Hilfesuchenden ist, ihnen zuzuhören und für uns, die sie begleiten, das Schweigen auszuhalten.” Oftmals, so berichtet die zweifache Mutter, helfe es, die Betroffenen zu ermuntern, die Trauer zuzulassen. Rituale und das Schreiben helfen einen Weg zu finden, mit der Traurigkeit umzugehen. Damit verarbeiten viele den ersten Moment ihrer Last.

Spende, um Hilfesuchende aktiv zu begleiten

Aus dem Bedürfnis, die Liebe für das verlorene Kind an einem Ort der Trauer zum Ausdruck zu bringen, war dies für den Hamburger Grablichte-Produzent Aeterna Lichte der Anlass, eine Gedenkfeier auf dem Freiburger Hauptfriedhof auszurichten.

Trotz strömenden Regens fanden sich rund dreißig betroffene Eltern mit ihren Angehörigen am “Seelenvogel” ein, eine symbolträchtige Skulptur inmitten der anonymen Grabstellen. Tröstende Worte sprach Robert Roth, hauptberuflicher Diakon in der Klinikseelsorge Freiburg. Er übergab anschließend, im Namen der Aeterna Lichte GmbH, einen Spendenscheck über € 5.000 an die Mitglieder der Initiative Sternenkinder Freiburg.

“Wir sind über finanzielle Zuwendungen sehr dankbar, da wir keinerlei öffentliche Mittel für unsere Arbeit erhalten”, so Margarita Demmel, “damit sind wir in der Lage, unsere Unterstützung für Hilfesuchende auszubauen, wie das Gestalten von Grabschmuck oder ganz persönlichen Erinnerungsstücken. Wie hilfreich unsere Begleitung ist, sehe ich jedes Mal in den Augen der betroffenen Menschen.”

Hilfesuchende erreichen die Initiative “Sternenkinder Freiburg” unter www.sternenkinder-freiburg.de oder mobil unter 0151 / 257 60 430

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